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Kurzgeschichte 2

Ann-Sophie Oe
Deutsch Grundkurs Ostkamp
EF

Ich stockte. Was war das? Meine Gedanken waren wirr, ich konnte sie gar nicht richtig ordnen. Ich wollte weiter fühlen, um mich zu vergewissern, dass mein Gehirn mir keinen Streich spielte. Sollte ich ihn fragen? Nein, lieber nicht. Doch als seine Hand meine Hand von seiner Hosentasche wegnahm und sie an seinen Hals legte, da war es klar.

 

Auch wenn es viele Dinge gibt auf der Welt, die ich nicht ausstehen kann, werden all diese noch übertroffen von einer Sache: zu große Wohnungen. Wieso sollte jemand, abgesehen von Familien vielleicht, eine zu große Wohnung haben? Klar, man braucht Platz, falls noch ein drittes, nein, sogar viertes Kind kommen sollte. Herzlichen Glückwünsch, ein Leben mit gleich drei oder vier vollgemachten Windeln und Geschrei.
Meine Freundin Doris hat sich auch so eine große Wohnung zugelegt, doch sie hat nicht einmal ein einziges Kind, geschweige denn einen Partner. Das ist für sie glaube ich das größte Problem, jedenfalls ist es das einzige was ich höre, „Er hat mich verarscht“, „Er hat mich betrogen“, „Es war gar kein Kerl“. Immer der gleiche Müll, den man auch heutzutage überall in den Zeitungen findet. Wie wäre es, wenn die Cosmopolitan mal darüber berichtet, wie man die Umwelt schützen kann, anstatt darüber, wie man seinen Ex zurück bekommt?
Doch als ich vor circa drei Wochen Julius getroffen hatte, veränderte sich dieser Eindruck über die Liebe. Das Kennenlernen war eigentlich typisch: In einer Bar, er gab mir einen Martini aus, erzählte mir den Römer-Martini Witz und zeigte einen Kartentrick. Stereotyp verheirateter Mann in der Midlifecrisis, ich weiß.
Wie konnte es nur sein, dass ich bis zu meinem 22. Geburtstag der Meinung war, dass es nicht nötig ist, sich einen Mann fürs Leben zu angeln? Nebenbei, ich bin zurzeit 22 Jahre und einen Monate alt.
Ständig musste ich mir das Geheule von Doris über ihre Ex-Freunde anhören, um dann eine Woche später einen Anruf zu bekommen, dass sie sich gerade Lippenstift auf der Toilette nachzieht, während Clemens draußen wartet. Hallo?! Schlussstrich ist meiner Erkenntnis nach kein Fremdwort in der deutschen Sprache.
Natürlich kommt da die Sorge, dass ich auch eines Tages mit ihr auf dem Balkon stehe und während ich über die verlorene Liebe mit meinem Adonis Julius weine, sich die Rosen unter mir plötzlich rot färben. Oh Gott, bitte lass das nicht passieren. Doch je mehr ich nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass das zwischen mir und Julius wirklich ernst ist. Damit meine ich aber nicht, dass ich ihn heiraten möchte. Ohje, was ist an einer Hochzeit bitte so toll? Oder noch bessere Frage: Was ist bitte an einer Ehe so toll? Egal wieviele Gäste auf der Hochzeit waren, egal wie oft man das Haus neu angestrichen hat, egal wie glücklich man einmal war- irgendwann zerbricht es und jemand wird fremdgehen. Das habe ich schon bei meinen Eltern erlebt, und ja, natürlich auch schon bei Doris.
Warum ich meine Meinung bezüglich der Liebe, der reinen Liebe ohne Schnickschnack und Papiere geändert habe? Keine Ahnung. Aber ich denke, dass diese endlos braun-grünen Augen, seine blonden Haare und seine unglaublich weichen Lippen genug Argumente dafür sind.
Heute treffen wir uns das siebte Mal, na wenn das mal keine Unglückszahl ist – ha ha. Rotes Kleid, rote Schuhe? Nein, ich bin doch nicht bei der Feuerwehr. Schwarzes Kleid, rote Schuhe? Nee, hatte ich letztes Mal schon an. Weisses Kleid, - okay egal welche Schuhe, darin sehe ich fett aus. Heute soll der perfekte Abend für uns beide werden, denn laut Doris sollte man erst mit einem Typen ins Bett gehen, wenn man auch Gefühle für ihn hat. Jaja, die und ihre eigenen Regeln... Als ich die Tür öffnete, fing mein Herz an schneller zu schlagen. Ja genau das ist es, das Gefühl was ich solange vermisst hab. Ich war sogar mal beim Arzt, weil ich dachte ich sei Daphne und von Amor mit seinem Pfeil getroffen worden. Ja gut, ich war sturz betrunken und hatte mich nur auf einen Zaun gesetzt.
Aber der Höhepunkt war letztes Jahr erreicht, als meine Eltern mir an Weihnachten sagten, dass sie zwar katholisch seien, ich ihnen aber ruhig sagen könnte, wenn ich lesbisch bin. Danke an die Gesellschaft, dass sich eine Frau nichtmal auf ihre Karriere konzentrieren darf, ohne lesbisch zu sein. Doch das ist Vergangenheit, freut euch auf euren wundervollen Schwiegersohn in spe, ach nein nein ich wollte ja gar nicht heiraten, aber aber diese Augen und dieses Läche- „Wollen wir los?“ ...und nicht zu vergessen, seine Stimme.
Wie beginnt man eigentlich, wenn man vorhat, mit jemandem zu schlafen? Sagt man es der Person einfach? Oder legt man los und hofft dass die andere Person nicht die Polizei anruft? Zuviele Fragen, zu wenig Leute die man fragen könnte. Wenn ich Tanja anrufe, könnte da ja kein guter Tipp bei rausspringen. Seine Wohnung schockte mich.
Sie war so unglaublich groß, als hätte er vor, gleich fünf Kinder hier aufzuziehen. Ich hätte gerne die Einrichtung gesehen, oder um ehrlich zu sein hätte ich gerne gesehen, wie ordentlich er ist. Doch dafür war keine Zeit, denn er war total charmant, schmiss mich sofort aufs Bett. Aber jetzt Licht anmachen und die ganze Stimmung zerstören? Auf keinen Fall.
Ich wusste es in diesem Moment. Ich, Kassandra, war tatsächlich dazu gekommen, mich zu verlieben. Aber wie kann ich nur so schnell von Liebe sprechen? Ich weiss es nicht, und das ist auch besser so. Ich wollte es ihm sagen, musste es ihm sagen, doch dann spürte ich was in seiner Hose. Ich stockte. Was war das? Meine Gedanken waren wirr, ich konnte sie gar nicht richtig ordnen. Ich wollte weiter fühlen, um mich zu vergewissern, dass mein Gehirn mir keinen Streich spielte. Sollte ich ihn fragen? Nein, lieber nicht. Doch als seine Hand meine Hand von seiner Hosentasche wegnahm und sie an seinen Hals legte, da war es klar. In der Tasche war kein gewöhnlicher Ring.

 


 

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