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Gemeinsam erinnern, unterschiedlich gedenken: Erasmus+-Projekt bringt deutsche, polnische und tschechische Schüler*innen zusammen

Seit dem neuen Schuljahr 2024 gibt es ein weiteres Erasmus+ Projekt an unserer Schule. In dem Projekt geht es um die unterschiedliche Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, Polen und Tschechien. Durchgeführt wird das Projekt mit unseren Partnerschulen in Zamość (Polen) und Český Brod (Tschechien). Begonnen hat das Projekt aber mit einem eindrucksvollen Besuch unserer tschechischen und polnischen Partner hier in Bochum.

Die Aufregung war groß, als wir am 16. September zwanzig polnische und tschechische Schüler*innen sowie drei Lehrkräfte und die Schulleitung aus Zamość bei uns empfingen. Zuerst waren einige Kennenlernspiele angesagt und natürlich ein Rundgang durch unsere Schule, die aufgrund ihres modernen Baus einigen Eindruck bei unseren Gästen hinterließ. Danach versammelten wir uns im Europaraum unserer Schule und diskutierten das Programm für die nächsten Tage.

Schnell stellte sich in ersten Gesprächen heraus, dass uns die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg gleichermaßen vereint, aber auch unterscheidet. Sie eint uns, weil sie für alle europäischen Länder enorm wichtig ist und in der Schule, aber auch außerhalb der Schule in Museen und Gedenkveranstaltung ausführlich thematisiert wird. Doch schnell stießen wir auch auf Unterschiede und sogar Konflikte in der Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs. Deutsche, Polen und Tschechen haben den Zweiten Weltkrieg vollkommen unterschiedlich erlebt und auch eine sehr unterschiedliche Form der öffentlichen Erinnerung und des Gedenkens entwickelt. Das sollte sich auch in den nächsten Tagen immer wieder zeigen.

Schon ein halbes Jahr vor dem geplanten Austausch, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir unseren Gästen in der Gastgeberrolle die deutsche Perspektive auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs näherbringen wollen.

Unsere Entscheidung fiel für den ersten Tag auf eine selbstvorbereitete historische Stadtführung durch Bochum, bei der die Schüler*innen sowohl die Stadt an sich als auch ihre Geschichte bezüglich des Nationalsozialismus und des Holocausts kennenlernen durften. Bei der Stadtführung konnten unsere Gäste Bochum als eine der vielen deutschen Städte erfahren, in denen der Nationalsozialismus an die Macht kam und mit seiner mörderischen Politik begann. So lernten unsere Gäste den Dr.-Ruer-Platz als früheres Zentrum des jüdischen Lebens in Bochum kennen, aber auch als den Ort, an dem die prachtvolle Synagoge aus dem 19. Jahrhundert dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer fiel und am 9. November 1938 bis auf die Grundmauern verbrannt wurde. Ebenso lernten sie den Nordbahnhof als Ausgangsort für die Deportation jüdischer Menschen in die Vernichtungslager in Osteuropa kennen – für Deportationen auch nach Zamość in Polen und nach Terezin in Tschechien. Beendet wurde der erste Tag trotz dieser schweren Themen in fröhlicher und gelassener Stimmung bei einem gemeinsamen Abendessen im Bermudadreieck, das Zeit und Gelegenheit bot, erste Kontakte untereinander zu finden.

Konnte der erste Tag mit den sehr präzisen dokumentierten Verbrechen an den deutschjüdischen Mitbürger*innen in Bochum in der Form von Erinnerungsstelen, Stolpersteinen, Gedenktafeln und Biografien Bochumer Juden noch sehr viel Anerkennung für die deutsche Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg bringen, fiel das Fazit am zweiten etwas gemischter aus. An diesem Tag stand nämlich ein weiteres Verbrechen der Nationalsozialisten auf dem Programm, das bis heute nicht die verdiente Anerkennung erfahren hat: nämlich die Zwangsarbeit. Wir haben dafür die Zeche Zollverein besucht, durch welche wir in Kleingruppen Führungen bekommen haben. Bei diesen eindrucksvollen Führungen wurde die herausgehobene wirtschaftliche Bedeutung des Ruhrgebiets im Zeitalter der Industrialisierung deutlich. Gleichzeitig richteten wir aber auch den Blick auf die Zwangsarbeit, die in der Zeche Zollverein und im ganzen NS-Reich in den vierziger Jahren stattfand. Die zwangsweise aus den besetzten Gebieten Europas nach Deutschland geschickten Menschen mussten hier unter oftmals menschenverachtenden und katastrophalen Bedingungen arbeiten, sodass viele von ihnen die Bedingungen der Arbeit nicht überlebten, auch in der Zeche Zollverein. Heute erinnert an dieses dunkle Kapitel in der Geschichte des Zechengeländes lediglich eine kleine, recht versteckt liegende Gedenktafel, die wir erst nach genauer Beschreibung der Museumsmitarbeiter fanden. Insbesondere für unsere polnischen Gäste, von denen einige in ihrer eigenen Familiengeschichte Vorfahren haben, die selbst als Zwangsarbeiter nach Deutschland mussten, war das schon etwas schwer zu verstehen. Immerhin konnten wir auf dem Zechengelände noch zu einer gemeinsamen Portion Currywurst+Pommes zusammenfinden und uns von den diskussionswürdigen Ergebnissen des Tages ablenken.

Vielen von uns hat dritte Tag hat am besten gefallen, da wir uns die neue Ausstellung „Nach Hitler“ im Haus der Geschichte in Bonn angesehen haben. Dort traf der Themenschwerpunkt der Ausstellung genau das Thema unserer Projektarbeit, nämlich die deutsche Aufarbeitung der Verbrechen der Nationalsozialisten nach 1945. Insbesondere die Interaktivität der Ausstellung hat uns sehr begeistert. Im Anschluss hatten wir drei Stunden Freizeit in Köln. Dort haben wir zusammen die Stadt erkundet.

Auch am letzten Tag unseres Austauschs gab es ein Highlight, und zwar durften wir die zwei Zeitzeugen Rotraud Burchardt-Kamplade und Clemens Kampmann kennenlernen. Beide waren Lehrer in der Nachkriegszeit und wuchsen hier im Ruhrgebiet auf. Zuerst erzählten sie uns über ihre Kindheit und ihre Erfahrungen zur Zeit des Kriegsendes. Es war besonders interessant, ihre persönliche Perspektive kennenzulernen und so mal eine andere Sicht auf den Nationalsozialismus zu bekommen. So berichteten beide unabhängig voneinander etwa von ihren Erinnerungen an Zwangsarbeiter, die während des Krieges überall eingesetzt wurden. Herr Kampmann erzählte dabei etwa von einer Begegnung seines Vaters mit einem Zwangsarbeiter. Als sein Vater dem Arbeiter helfen wollte, wurde ihm dies untersagt und mit Strafen gedroht. Anschließend ging es am Donnerstagabend erneut ins Bermudadreieck, um den letzten Abend gemeinsam zu feiern. Dabei wurden auch einige Handynummern und Kontakte ausgetauscht. Am Freitagmorgen haben wir unsere tschechischen Austauschschüler*innen am Bahnhof verabschiedet. Die polnischen Schüler*innen waren am Freitagmorgen bereits früh mit dem Bus aufgebrochen.

Zu unserem Austausch haben wir größtenteils positive Rückmeldungen bekommen, wie zum Beispiel von Bohdan, einem polnischen Austauschschüler. Er meint: „Ich habe nicht nur mein geschichtliches Wissen erweitert, sondern auch viele wunderbare Menschen getroffen.“ Auch der tschechische Austauschschüler Lukáš sagt: „Ich bewerte den Austausch sehr positiv und würde ihn gerne wiederholen.“ Insgesamt haben wir viele interessante Erfahrungen gesammelt und neue Freunde gefunden, die wir schon nächstes Jahr in Tschechien wiedersehen werden. Denn das Projekt wird fortgesetzt und vom 15.6. bis zum 20.6. 2025 treffen wir uns alle erneut, dieses Mal jedoch in Prag, um die tschechische Sicht auf den Zweiten Weltkrieg kennenzulernen. Darauf freuen wir uns alle schon!

Für mehr Informationen:

Insta: https://www.instagram.com/ngberinnerungskultur/

Task Card: https://bildungbochum.taskcards.app/#/board/673fb83b-c1ab-4052-a4a7-2c106023e7c5/view

Ein Artikel von Kayra Akcay (10c), Mia Wolf (10a) und Greta Zimmermann (10a)

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