„Ein Geniestreich gegen die Geldgier“
NGB-Schülerinnen Liya Baston, Martha Leidorf und Samira Yartoui verleihen die GROSSE KLAPPE an „A History Of The World According To Getty Images“ (UK/NO 2022) von Richard Misek
Die britisch-norwegische Koproduktion „A History Of The World According To Getty Images“ (UK/NO 2022) hat die 13. GROSSE KLAPPE gewonnen.
Der Europäische Filmpreis für politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Vergabe entschied die elfköpfige doxs!-Jugendjury in Duisburg. Darunter auch drei Schülerinnen des NGB: Liya Baston, Marta Leidorf und Samira Yartoui aus der Q1.
„Wie kann etwas nicht öffentlich zugänglich sein, das eigentlich öffentliches Eigentum ist?“ Dieser Frage geht der britische Regisseur Richard Misek in seinem essayistischen Dokumentarfilm nach. Im Zentrum der Reflexionen und Recherchen stehen Archivaufnahmen von historischen Momenten wie der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking 1989 und den US-Atombombentests auf dem Bikini-Atoll in den 1940er-Jahren, deren Urheberrecht ausgelaufen ist – und die nun in den Händen von kommerziellen Bilderarchiven wie Getty Images sind.
Für die Jugendjury ist der Film ein „Akt der Rebellion“. Dadurch, dass Richard Misek mit „A History Of The World According To Getty Images“ eine Vielzahl von Archivbildern hinter der Paywall von Getty Images hervorholt und so für die Öffentlichkeit sichtbar macht, gelinge ihm ein „Geniestreich“ gegenüber der „kapitalistischen Geldgier“ solcher Unternehmen. Auch formal überzeugte der Film die Juror*innen. In seiner „grafisch reduzierten Ästhetik“ beschränke er sich ausschließlich auf die Präsentation der alten Archivaufnahmen und verzichte auf eine künstlerische Überhöhung des Themas.
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung und Stifter der GROSSEN KLAPPE, dankte der Jugendjury für ihre Entscheidung: „Der diesjährige Preisträgerfilm lädt uns zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Urheberrecht im 21. Jahrhundert ein“, sagte er. „Zahlreiche Bilder von zeitgeschichtlich bedeutsamen Ereignissen, die sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt haben, befinden sich in privatem Besitz und werden der freien Nutzung entzogen. Mit ihrer Auszeichnung macht die Jugendjury auf diesen Umstand aufmerksam und fordert uns auf, die Grenzen zwischen öffentlichem und kommerziellem Interesse neu zu überdenken.“
Für Tanja Tlatlik, Festivalleiterin von doxs!, beweist die Wahl, dass es unter jungen Menschen ein großes Interesse für gesellschaftspolitische Themen gibt. „Beide Filme haben eine klare Haltung und verfolgen einen aktivistischen Ansatz. Sie zeigen kreative und außergewöhnliche Wege des Widerstands. Das hat den Nerv der Jugendjury getroffen.“
Zehn europäische Produktionen aus dem Festivalprogramm waren 2023 für die GROSSE KLAPPE nominiert. Die Auszeichnung wird in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb vergeben und würdigt Dokumentarfilme, die Kinder und Jugendliche ansprechen und dabei in besonderem Maße ästhetische und politische Debatten anstoßen. Die Preisverleihung, die von der Jugendjury selbst moderiert und gestaltet wird, fand am 10. November im filmforum in Duisburg statt. Die elf Jurymitglieder setzen sich aus Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Meiderich, des Gymnasiums in den Filder Benden, des Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasiums, des Steinbart-Gymnasiums und des Neuen Gymnasiums Bochum zusammen.
An der Preisverleihung konnten auch in diesem Jahr einige Schülerinnen und Schüler des Europakurses der Q1 teilnehmen. Sie waren begeistert, wie souverän ihre Mitschülerinnen die Veranstaltung moderierten.
Falls du Interesse an der Juryarbeit 2024 im Rahmen von DOXS hast und in der 10., 11. oder 12 Jahrgangsstufe bist, melde dich bitte bei Herrn Gorn.